John Tom Wolff – Erde

John Tom Wolff – Erde

Label: Danse Macabre Records

Release date: 17.4.2015

Tracks:

> Es geht eine dunkle Wolke herein
John Tom Wolff
> Wurzellos
John Tom Wolff
> Versuch Es
John Tom Wolff
> Lied der Erde
John Tom Wolff
> An Lauretten
John Tom Wolff
> Andalusischer Traum
John Tom Wolff
> Eines Jeden Menschen Geschichte
Tom John Wolff
> Graulandbrandle
John Tom Wolff
> Naz Bari
John Tom Wolff
> Hicaz Ilahi
John Tom Wolff
> Kürdi
John Tom Wolff
> Auf Der Wacht
John Tom Wolff
> Irree Seose
John Tom Wolff
> Es Geht Ein Dunkle Wolk Herein - Reprise
John Tom Wolff

Wenn man die Buchstaben von ERDE anders kombiniert bedeuten sie REDE. Die Rede von
der Erde oder Erde die redet? Das bleibt offen. Hinweise gibt es beim Hören viele. Die
Scheibe passt auch musikalisch in keines der gängigen Klischees. Ist es Mittelaltermusik,
Singer-Songwriter oder Weltmusik? Egal.
Der Name des Albums ist noch in anderer Hinsicht nicht zufällig gewählt.
So wie die Erde auf ihrer kreisförmigen Bahn an anderen Planeten vorbeizieht und am Ende
wieder an ihren Ausgangspunkt zurückkehrt, nimmt uns das Soloalbum des
Multiinstrumentalisten Tom John Wolff auf eine vielschichtige Reise mit. Wie jede Reise wird
sie dort enden, wo sie begonnen hatte. Dazwischen aber führt sie durch andere musikalische
Sphären und textliche Seelenwelten.
Mit Harfe, Schalmeien und Dudelsack beginnt die Reise. Es geht ein dunkle Wolk herein und
Wurzellos lassen den Geruch der Erde Mitteleuropas aufscheinen. Bilder entstehen, von
kalten deutschen Feldern und von Bäumen, die mit ihren Ästen in den Nebel greifen. Wir
denken an’s Mittelalter und an die ewige Sehnsucht des Nordmenschen. Wie in dem Song in
Graulandbrandle blickt er “aus Schneenebelsümpfen” den Vögeln auf ihrem Weg nach
Süden hinterher.
Der Andalusische Traum führt uns dann in den mystischen Orient. Bei Titeln wie Naz Barı und
Hicâz İlâhî merkt man, das sich hier jemand mit dieser Musik auskennt. Hier wurde nicht nur
ein wenig orientalisches Feriggewürz benutzt, wie dies häufig in der sogenannten Weltmusik
vorkommt. Echte orientalische Musik ist wie guter Wein oder wie Oliven – nichts für
jedermann, denn es braucht etwas Zeit, bis der Gaumen – oder in diesem Fall Ohr – bereit ist
ihre Wonnen zu empfangen. Fremd und zugleich anziehend sind diese Klänge. Da sind die
getragenen Rhythmen der Rahmentrommel und die Melodien der Rohrflöte Ney, wie sie auch
in Ritualen der Sufi-Mystiker erklingen. Wir sehen die endlose Wüste, die von den Weisen
des Orients manchmal mit der Seele verglichen wird, durch die der Sucher irrt.
Am Ende kehren wir mit Irree Seose, einem keltischen Song in der ausgestorbenen Sprache
Manx, und einer weiteren Interpretation des anonymen Volksliedes Es geht ein dunkle Wolk
herein zum Ausgangspunkt unserer Reise zurück.
Bemerkenswert – neben Instrumenten wie Harfe, Pommer, Ney, Düdük – die Poesie der
Texte, wie beispielsweise in Lied der Erde: “Stell dich mitten in des Sturmes Meer; Änderkraft
und wüst und leer; tauch in seinen Zauber ein und versuche gut zu sein.”
Die Lyrics auf Erde zeigen eine Vielschichtigkeit, wenn nicht sogar Tiefe, weshalb es sich
schon allein deswegen lohnt, die Scheibe immer wieder zu hören.