Metallspürhunde – Moloch (2011)
Der Moloch, der Urherrscher, die Phönizische Gottheit, der man Kinder opferte, die entmenschlichte Metropole – Symbolisieren die Kinder auf dem Opferaltar das, was wir einst waren, so ist der Moloch unser gieriges Streben nach dem Mehr von Allem. Man hat sich gesundgeschrumpft, sich von alten Fesseln befreit, den Neuanfang gewagt. Wie selten eine Band vermögen es die Metallspürhunde gesellschaftliche Probleme zu spiegeln, sich und den Hörer in der Reflektion zu befreien und sei es auch nur für die Spielzeit ihrer Alben. Denkanstöße, die unser Leben begleiten, vielleicht in der Summe sogar zum Guten zu verändern mögen – Die Schweizer bieten den mehr als kurzweiligen Zündstoff zur Bestandsaufnahme der eigenen Gratwanderung am Abgrund, dem Moloch, der in den Metropolen, im Alltag, in der Arbeit, in der Seele an uns zerrt und lauernd den Moment abpasst, in dem wir den Halt verlieren. Der Moloch der Metallspürhunde ist ein lebendes Wesen, das sich aus unseren verdrängten und unterdrückten Gefühlen speist und in sterblichen Momenten seinen alles verzehrenden Schlund öffnet. So wagte nicht nur der Sänger und Komponist Michel Frasse – in der Bandvergangenheit eher die monströse Fratze des wutschnaubenden Minenspürhundes, der dem Bandnamen geschuldet ist – einen Ausflug in die Grenzgefilde seiner bisherigen Vokalarbeit. In entblösster Verletzlichkeit entdeckt er Melodiebögen, die er zu intonieren vormals nicht im Stande gewesen wäre. Zu wütend war der Impetus, zu aggresiv der Stimmansatz der früheren Werke „Böse Wetter“, „Amokmensch“ und „Blut und Spiele“. Die Entwaffnung hat ihren Anfang genommen, sie befreit und führt tiefer ins Universum der Metallspürhunde. Marion, die Texterin, Sängerin und Keyboarderin, die bereits vor dem letzten Album „Böse Wetter“ ihr stimmliches Coming Out mit der Überhit -Coverversion „Was hat Dich bloss so ruiniert“ glamourös begann, hat nicht nur lyrisch neue Konturen aus der Sprache geformt, sondern brilliert mittlerweile als Duettpartnerin und gleichberechtigte Sängerin. Die Metamorphose der Schweizer vom Industrialrock zum Retro-Independent-Pop (RIP) ist jedoch noch hörfälliger an der neuen Art des Arrangierens festzumachen. Opulente Industrialelemente wurden zu Gunsten filigraner und dramaturgisch inszenierter Keyboardminiaturen ausgewechselt. Das Weniger ist das Mehr, der Mut zum Raum und zur Stille gibt dem Ausbruch des Sturms danach neue Dimensionen. Und im Mittelpunk steht der Song und seine Aussage. Diesem Credo verpflichtet, fanden sich die Metallspürhunde unter einer ganz neuen Voraussetzung zur Produktion des Albums. Der ehemalige Gitarrist ist auf seiner „letzten großen Fahrt“ über Bord gegangen, während der alte Keyboarder in den Sturmböen des „bösen Wetters“ verloren ging. Doch Marion und Michel fanden mit einem neuen Gitarristen und dem Produzenten Chad Blinman, der bereits für Größen wie REM, Faith and The Muse, Das Ich tätig war, einen kongenialen Partner, der die Vorgaben der Band perfekt zu realisieren wusste. Das Album erscheint als limitierte Digipac Version im Schuber mit Doppel CD mit vielen Remixen alter Metallspürhunde Klassiker und als reguläre CD.
— english version —
Moloch is the ancient god to whom they sacrificed children, it is the metropol, the cities of today. The Metallspürhunde redefined and recalibrated all of their elements. Shrinking the band after the quitting of two old members, Marion and Michel tried to find a new way of expressing themselves. After releasing many albums into a style of industrial rock they decided to minimize the arrangements to the real need. The outcome is beautiful and breathtaking. The singer, formerly known for his shouting aggressive singing style turns into melodic and sinsitive vocals while his partner Marion became a congenious duetpartner. The album was produced by Chad Blinman, who worked for artists like Michael Stipe (REM), Faith and the Muse and Das Ich and presents a beautiful blend of retro inspired alternative music. We call it Retro-Independent-Pop (RIP) The limited version comes in a digipac with an extra remix CD.
Tracklist:
1. Alarm
2. Kein Herz
3. Es wird gestorben
4. Moloch
5. Synästhetische Magie
6. Gespenster
7. L´enfer
8. Es geht weiter
9. So laut
10. Die Wand
11. Das Virus
12. Kränze
13. Das Pendel